Ein Appell: Fünf Essenzielle Strategien für Museen und Institutionen im digitalen Zeitalter

Von Georg, unserem Geschäftsführer und Kunstliebhaber – wertvolle Einsichten für Kultur-, Kunst- und Museumseinrichtungen sowie darüber hinaus.

FILMFLUT produziert für Institutionen & Unternehmen | FILMFLUTs Jannik Weinholtz (Co-Founder) und Nick Lentz (Kamera) während einer Produktion für eine lokale Institution

FILMFLUT produziert regelmäßig für Institutionen wie das Fraunhofer-Institut, die Friedrich-Ebert-Stiftung, die Kunsthalle Bremen, die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen sowie Städte wie Oldenburg und Osnabrück. Durch diese Zusammenarbeit haben wir tiefgehende Einblicke in die Herausforderungen und Chancen der digitalen Transformation im Kulturbereich gewonnen. Genau deshalb wissen wir, wie wichtig es ist, digitale Strategien zu entwickeln, um langfristig erfolgreich zu bleiben.

Es ist nicht immer einfach, sich an die digitale Landschaft anzupassen – aber es ist essenziell. Die Bereitschaft zur Veränderung ist der Schlüssel zum Erfolg. Ich habe in zahlreichen Projekten erlebt, wie wichtig es ist, frühzeitig die Weichen richtig zu stellen, um auch in Zukunft relevant zu bleiben. Diese Strategien sollen Ihnen helfen, diese Weichen zu stellen – und zwar rechtzeitig.

Warum diese Strategien entscheidend sind

Unsere Erfahrung zeigt, dass Institutionen, die digitale Trends ignorieren, auf lange Sicht nicht nur mit einem drastischen Verlust an Reichweite und Relevanz zu kämpfen haben, sondern auch mit erheblichen finanziellen Aufwänden, um versäumte Entwicklungen nachzuholen. Diese Versäumnisse führen oft zu höheren Kosten, wenn man später versucht, den Anschluss zu finden – und das kann teuer werden. Nutzen Sie die Zeit jetzt, um diese Entwicklungen proaktiv anzugehen, bevor die Konkurrenz voraus ist.

Hier sind fünf bewährte Strategien, die wir bei FILMFLUT empfehlen, um nicht nur den Anschluss zu halten, sondern auch in der digitalen Welt zu glänzen:

1. Distribution: Ohne Reichweite ist Ihre Produktion sinnlos

Was bringt es, Zeit und Geld in eine aufwendige Videoproduktion zu investieren oder stundenlang an Ihrem Content zu feilen, wenn dieser am Ende nur 600 Aufrufe bekommt? Wenn Sie keine große Followerschaft oder Reichweite haben, sollten Sie ernsthaft über bezahlte Reichweite nachdenken. Sie können für ein paar Euro eine lokale Zielgruppe von Tausenden Menschen erreichen. Diese Gelegenheit ist derzeit noch unglaublich günstig – aber das wird nicht ewig so bleiben.

Plattformen wie Facebook, TikTok oder Instagram sind nichts anderes als Marktplätze. Und hier gilt: Je mehr Menschen verstehen, wie man sie nutzt, desto teurer wird es. Mit steigender Nachfrage steigen die Preise. Das bedeutet, je früher und besser Sie diese Tools nutzen, desto mehr Reichweite bekommen Sie für weniger Geld. Das gilt noch heute, obwohl Plattformen wie Facebook schon einige Zeit am Markt sind.

Wichtig dabei: Legen Sie das „Jede:r ist unsere Zielgruppe“-Denken ab. Es mag verlockend sein, so viele Menschen wie möglich ansprechen zu wollen, aber das führt oft zu ineffektiven Kampagnen und unnötig hohen Kosten. Stattdessen sollten Sie sich auf klar definierte Gruppen konzentrieren – zum Beispiel hyper-lokale Zielgruppen oder Interessengruppen, die spezifisch auf Ihr Angebot passen. Je genauer Sie Ihre Zielgruppe abgrenzen, desto geringer ist die Konkurrenz für Reichweite. Das senkt Ihre Kosten und sorgt dafür, dass Sie mehr für Ihr Geld bekommen.

Und wenn jede:r Ihre Zielgruppe ist, sollten Sie für jede:n eine individuelle Strategie entwickeln, ihn/sie zu erreichen. Ja, dass kann eine Vielzahl Content bedeuten - und am Ende günstiger sein, als ein Format an alle auszuspielen.

Ein weiterer Aspekt, den viele übersehen: Sie können auch gezielt mit Influencern arbeiten, die Ihre Inhalte in Ihrer lokalen Community teilen. Das ist eine Strategie für sich und nicht immer notwendig, um Reichweite zu erzielen, aber sie kann enorm wirksam sein, wenn Sie sie richtig einsetzen. Doch egal, ob Sie auf Boosts, Sponsored Ads oder Influencer-Partnerschaften setzen – nutzen Sie diese günstigen Chancen, bevor der Wettbewerb die Preise in die Höhe treibt und Sie deutlich mehr investieren müssen, um Ihre Zielgruppe zu erreichen.

2. Kurzform-Videos: Können Sie es sich leisten, keine zu produzieren?

Plattformen wie Instagram und Facebook Reels oder TikTok und Youtube Shorts bieten eine immense Chance, organische (unbezahlte) Reichweite zu generieren. Institutionen, die auf Kurzform-Videos verzichten, riskieren, den Zugang zu neuen Zielgruppen zu verlieren und kostenfreie Werbeplatzierungen ungenutzt zu lassen. Diese Formate ermöglichen es Ihnen, Menschen zu erreichen, optional ohne dafür bezahlen zu müssen.

Stellen Sie sich vor, Sie rufen bei einem Verlag an, um täglich eine Anzeige zu erhalten, aber bitte kostenfrei. Genau das geht auf Social Media. Sie zahlen nicht für organische Reichweite, sie können lediglich freiwillig dafür zahlen, noch mehr Menschen zu erreichen.

Viele Institutionen nutzen Kurzform-Videos bereits, z.B. die Kunsthalle Bremen oder die NY Philharmonics. Suchen Sie einmal gezielt nach interessanten Institutionen auf TikTok oder Instagram, da finden sich tolle Beispiele.

Kurzform-Videos lassen sich auch ohne teures Equipment, im eigenen Haus, produzieren. Kreativität und Experimentierfreude können hier viele Türen öffnen.

@nyphilharmonic

“The March to Liberation” is a concert experience exploring the musical heritage of Black culture, directed by Tazewell Thompson. The Harl... See more

3. Qualität: Starkes Storytelling – erlauben Sie Kreativität und Experimentieren

Was wir bei vielen Institutionen immer wieder sehen, sind extrem komplizierte Freigabeprozesse. Es wird versucht, auf dem Papier zu entscheiden, was funktioniert und was nicht.

Produktionsqualität sollte nicht außer acht gelassen werden, allerdings sind Authentizität und Storytelling häufig wichtiger, als der Look.

Ganz offen gesagt: Es ist unmöglich für Entscheider:innen, im Voraus zu wissen, was bei der Zielgruppe ankommt. Der einzige Weg, das herauszufinden, ist durch Ausprobieren. Es braucht Mut und Experimentierfreude.

Wenn Sie nicht bereit sind, Risiken einzugehen und neue Dinge zu testen, wird es schwierig sein, die gewünschten Erfolge zu erzielen. Je mehr Kreativität und Flexibilität Sie zulassen, desto besser werden die Ergebnisse. Denn letztlich sind es die gesammelten Erfahrungen und Daten sowie das Nutzer:innen Feedback, die Ihnen helfen, fundierte Entscheidungen zu treffen – nicht die Meinung am Konferenztisch.

4. Aufmerksamkeitsspiel: Die ersten 3–10 Sekunden entscheiden alles

Ein entscheidender Punkt, den wir immer wieder betonen: Es ist ein knallharter Wettkampf um Aufmerksamkeit. Die ersten 3–10 Sekunden eines Beitrages sind wie eine gute Headline – sie erledigen den Großteil der Arbeit. Wenn Sie es nicht schaffen, das Interesse sofort zu wecken, haben Sie das Spiel schon fast verloren. Lange Intros und das "Warten auf den Höhepunkt" funktionieren für Kurzformformate selten.

Das liegt meist nicht etwa an “Aufmerksamkeitsspannen”, sondern vielmehr daran, dass der Supply von potenziell interessanteren Inhalten schier unendlich ist (Plattformen spielen ununterbrochen weitere Inhalte aus).

Die besten Aufnahmen, Worte, Ideen gehören direkt an den Anfang, denn jede Sekunde zählt. Mit jeder Sekunde, die vergeht, verlieren Sie einen Teil der Zuschauer:innen.

(Imagefilme, Dokumentationen u.a. weichen hier ein wenig in den Spielregeln ab. Wir beziehen uns auf Kurzformformate auf Social Media im Fokus mit unserer Aussage.)

Wenn Sie das Beste erst zum Schluss zeigen, wird es kaum jemand sehen, weil die meisten bereits abgesprungen sind. Die Regel lautet also: Keine Zeit verschwenden – die Highlights gehören nach vorn!

@christies_inc

New auction record for the artist 📣 Ernie Barnes’ ‘The Sugar Shack’22 phone lines, resulting in more than 10 minutes of intense bidding. T... See more

5. Plattform gerecht denken: Anpassung statt Neuproduktion

Jede Plattform hat ihre eigenen Eigenheiten und Anforderungen. Sie müssen nicht für jede Plattform komplett neue Inhalte erstellen, aber eine Anpassung ist unerlässlich.

Nutzen Sie In-App-Funktionen wie Titel und Texte, um Ihre Botschaft optimal zu platzieren. Achten Sie darauf, dass Ihre Videos nicht wie Werbung wirken, sonst werden sie schnell weggewischt. Stichwort: Authentisch. 

Optimieren Sie die Formatgröße, um möglichst viel Bildschirmfläche zu nutzen und Ihre Inhalte hervorzuheben. So stellen Sie sicher, dass Ihre Videos in den jeweiligen Feeds auffallen und nicht als störende Anzeigen wahrgenommen werden.

Bonustipp: Aktiv auf Nutzer:innen reagieren

Ein gelungenes Beispiel der Kunsthalle Bremen, bei welchem Plattform eigene Features genutzt wurden, um ein kreatives Video zu erstellen:

Ein besonders gelungenes Beispiel für kreative Interaktion bietet die Kunsthalle Bremen. Sie reagierten auf einen Kommentar einer:eines Nutzer:in und machten daraus ein eigenes TikTok-Video – ein natives Feature der Plattform. Diese Art der authentischen Interaktion stärkt die Beziehung zur Community und fördert gleichzeitig die Reichweite. Es zeigt den Nutzer:innen, dass ihre Meinung und ihr Engagement geschätzt werden.

@kunsthallebremen

Antwort auf @_xterminatorx_ #arttok #museumtok #kunstszene #fyp #fypage

Fazit

Die digitale Landschaft verändert sich schnell, aber die Chancen für Museen und Institutionen sind enorm, wenn sie bereit sind, sich anzupassen. Mit strategischer Distribution, dem Einsatz von Kurzform-Videos, kreativen Experimenten und plattformgerechter Anpassung können Sie Ihr Publikum nachhaltig begeistern und langfristig erfolgreich bleiben. Warten Sie nicht, bis es zu spät ist – nutzen Sie diese Möglichkeiten, bevor die Kosten steigen und die Konkurrenz Ihnen voraus ist.

Mit besten Grüßen,

Georg Roch
Geschäftsführung FILMFLUT